Slapstick auf dem Hoteldach

VON ARNDT KREMER, 27.07.04, 07:03h
 

Start des Nachwuchsautorenfestivals „Ferienlager 04“ auf dem „Crowne Plaza“-Hotel

Alles schön hier auf dem Dach des „Crown Plaza“-Hotels: der Höhenblick auf Köln, ein wohl gesonnenes Sommerabendwetter und ein Sonnenuntergang, der die Uraufführung von Kai Ivo Baulitz' „Trabanten“ in stilvolles Licht taucht. Alles löblich, diese Kooperation zwischen einem aufgeschlossenen Hoteldirektor und zwei engagierten Theatermachern, die ihr Nachwuchsautoren-Festival „Ferienlager 04“ auf der Spitze der Noblesse Kölns platzieren.

Nur die Aufführung von „Trabanten“ plätschert, einem Nieselregen gleich, die meiste Zeit vor sich hin. Zu schematisch angelegt ist Malte Jeldens Inszenierung, zu verwirrend der Plot, zu unspektakulär die Leistungen der Schauspieler. Paul Krone, Autohausbesitzer, stirbt. Das tut er auf einem thronartigen Sessel. Sein Haupt ziert eine - na? - richtig: Krone. Die Verkäufertrabanten Szigulla und Kino dienen ihm, Lena pflegt ihn und ist schwanger von Krone. Sein erwachsener Sohn Karl wäscht und füttert den Krebskranken, um geliebt zu werden. Krone liebt ihn aber nicht. Auch nicht seine Tochter Jenny. Olga, Putz- und Exfrau Krones und Mutter seiner Kinder, liebt inzwischen Kino, der vor allem - na? - richtig: Kinofilme liebt. Irgendwann stirbt der Patriarch, kurze Grabreden folgen. Das war's im Wesentlichen.

An Tennessee Williams' „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ könnte das ein bisschen erinnern, wenn die Rollen nicht so schwammig gezeichnet und nicht so blass inszeniert wären. Die Geier über Krones Erbe kreisen zu unentschlossen, der Vater-Kinder-Konflikt bleibt in Ansätzen stecken und findet keine Auflösung. Michael Schories spielt den Autochef als zittrige Majestät, garstig angesichts seiner sterbenden Gegenwart, melancholisch in seinen Erinnerungen. Doch die Retrospektiven, untermalt von den Schmalzsongs Roland Kaisers und oft arrangiert wie ein Pas de deux fürs Theater, überzeugen nicht. Musik ersetzt kein szenisches Spiel, Rumtanzen keine Dialoge. Die Inszenierung kommt immer dann in Fahrt, wenn sie sich und die Szenerie auf die Schippe nimmt: bei einer Slapstick-Prügelei, bei einer schrägen Schwängerung, auch bei mancher Figurenzeichnung. Stefan Lehnens Rolle des Kino etwa, der seine Kompagnons mütterlich bekocht, durchbricht das Abziehbild eines ölschmierigen Verkäufers.

Alles das ist, wohlgemerkt, schnell entstanden: in drei bis vier Wochen die Inszenierung, in wenigen Monaten die Auftragsarbeit des jungen Autors. Das Ganze kann also reifen, höher hinaus. Hoch genug spielt man ja schon.

 

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